FAQ
Welche Symptome weisen auf ein Trauma hin?
Verursacht jede Herzerkrankung ein Trauma?
Nein. In verschiedenen Studien ist man zu dem Schluss gekommen, dass 70-90 % eine Herzerkrankung ohne die Ausbildung eines Traumas bewältigen.
Kann auch ein Trauma auf Grund einer anderen Herzerkrankung mit EMDR behandelt werden?
Ja. Im HKZ habe ich Patienten nach Herzinfarkt, Lungenembolie, Rythmusstörungen, Herzklappendefekt, Aortenanorysma, nach Angiographie, Bypassoperation, Klappenoperation, Schrittmacher- und Defiimplantation und nach Defifehlfunktion behandelt.
Hatten Sie schon Patienten nach medizinischen Komplikationen?
Ja. Auch diese können mit EMDR behandelt werden. Medzinische Komplikationen, Durchgangssyndrom und Aufwachen während der Operation werden oft als besonders dramatisch erlebt und führen vermehrt zur Entwicklung eines psychischen Traumas.
Was ist ein Durchgangssyndrom?
Nach der Narkose kann sich das Aufwachen schwierig gestalten. Es können Alpträume und Halluzinationen auftreten, die als völlig real erlebt werden. Bis man wieder "normal" und orientiert ist, können Tage, manchmal Wochen vergehen.
Ein Patient glaubte ,er sei mit dem Flugzeug abgestürzt. Es roch nach Kerosin und er hatte Angst, dass es gleich zu brennen beginnen würde. Er wollte fliehen, aber es ging nicht. Die Pfleger mussten ihn an das Bett fixieren, da er sonst seine Kanülen herausgerissen hätte. Man kann aber verstehen, dass die notwendige Fixierung seine Angst weiter steigerte. Ein anderer Patient dachte, er sei von den Krankenschwestern entführt worden und werde nun gefangen gehalten. Dabei hatte er Angst, nur am Leben gehalten zu werden, damit sie seine Organe verkaufen könnten.
Dies sind Nachwirkungen der Narkose. Das Durchgangssyndrom bzw. auch psychoorganisches Durchgangssyndrom genannt ist einem Drogenrausch vergleichbar.
Was ist EMDR?
EMDR ist eine psychologische Traumabehandlungsmethode, welche von der Psychologin Dr. Francine Shapiro entwickelt wurde.
EMDR ist eine der bestgeprüftesten Traumabehandlungsmethoden und wurde als Methode zur Behandlung von PTBS (Posttraumatische Belastungsstörungen) in Deutschland anerkannt. www.g-ba.de/institution/presse/pressemitteilungen/557/
Im psychologischem Vorgespräch wird die Ursache des Traumas, speziell die besonders belastenden Momente, erhoben. Dies kann die Diagnose der Herzerkrankung sein, z.B. "Sie brauchen eine neue Herzklappe", der Infarkt, die Operation, Erlebnisse aus dem Durchgangssyndrom oder Situationen auf der Intensivstation.
In der Behandlung werden diese Momente langsam und mit Pausen erinnert, damit die psychische Belastung nicht zu groß wird. Unterstützt wird diese durch eine bilaterale Stimulation durch Augenbewegungen oder durch Klopfen auf den Brustkorb. Es können auch positive Sätze in den Prozess eingewoben werden. Besonders der Satz: "Ich habe überlebt" hat sich dabei bewährt. Ziel der Behandlung ist es unverarbeitetes Material langsam zu erinnern, weiter zu verarbeiten und dann neu abzuspeichern. Dabei erleben Patienten oft eine körperliche Erleichterung. Sie fühlen sich auf einmal frei im Brustbereich bzw. sie haben das Gefühl, eine große Last hinter sich gelassen zu haben. Die starken Emotionen, vor allem Angst, lösen sich auf. Was bleibt, ist eine Erinnerung mit dem Gefühl, es geschafft zu haben. Dies ist durchaus in 3 bis 5 Behandlungen erreichbar.
Wie komme ich zu einer EMDR Behandlung?
1. Im Rahmen einer Rehabilitation im www.herz-kreislauf.at Zentrum in Gross Gerungs bei mir.
2. Über einen Psychologen oder Psychotherapeuten mit EMDR-Ausbildung www.emdr-netzwerk.at.
Gibt es eine Studie die den Erfolg von EMDR bei Infarkt-Patienten zeigt?
Ja, nicht viele aber hier z.B.: Arabia, E., Manca, M. & Solomon, R. (2011) EMDR for Survivors of Life-Threatening Cardiac Events: Results oft a Pilot Study. Journal of EMDR Practise and Research, 5 (1), 2-13
Was sind die Vor- und Nachteile einer Traumabehandlung bei einem stationären Rehabilitationsaufenthalt im Vergleich zu einer Behandlung in freier Praxis?
Das stationäre Setting unterscheidet sich deutlich vom Setting in einer freien Praxis, vor allem durch das umfassende zusätzliche Angebot.
- Durch die permanente Anwesenheit von Ärzten und Krankenschwestern wird die Rehaklinik von vielen Patienten als ein sehr sicherer Ort erlebt. Sie können sich hier ihrer Leistungsgrenzen und der Leistungsgrenze ihres Herzens annähern. Dies ist sehr hilfreich in der Überwindung von Ängsten, z.B. der Angst, das Herz zu überfordern.
- Das Herz ist ein Muskel und Ziel der Rehabilitation ist es, diesen Muskel wieder aufzubauen. Durch die persönliche Leistungssteigerung beim Gehtraining, Walken, Fahrradergometertraining, Schwimmen, Unterwassergymnastik, Heilgymnastik, Atemtechnik, usw. gewinnen die Patienten an Selbstsicherheit und Vertrauen in ihren Körper.
- Es gibt Vorträge zur Ernährung, gesundes Kochen, Bewegung, zu den Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen, Vorträge zu medizinischen Behandlungstechniken und medikamentöser Therapie, Tabakkarenz, Entspannung und Diätberatung. Dieses Wissen stärkt die Kompetenz, für die Gesundheit gut sorgen zu können.
- Es gibt einen eigenen Vortrag zum Thema: "Psychische Bewältigung einer Herzerkrankung". In diesem werden Patienten über psychische Folgen einer Herzerkrankung informiert, wie Akutreaktion und Traumatisierung. Insbesondere die Information über Durchgangssyndrom und Halluzinationen nach Herzoperation ist wichtig, da viele Patienten glauben, nur sie seien davon betroffen gewesen.
- Der Austausch mit anderen Patienten wirkt ebenfalls unterstützend. Er kann als Informationsaustausch auf informeller Ebene gesehen werden. Es ist aber darauf zu achten Mitpatienten nicht mit zu vielen Details aus der eigenen Krankengeschichte zu überfordern, bzw. sich selber zu schützen dort wo es "einem schnell zu viel wird".
- In der Regel sind im Rahmen der Rehabelitation 3-4 EMDR Behandlungen ausreichend.
- In der freien Praxis werden bis zu 10 Behandlungen als notwendig erachtet.
- Der Zeitraum für eine Traumabehandlung ist auf 3 bis 4 Wochen begrenzt.
- Die Entscheidung für eine Traumabehandlung fällt im Erstgespräch (25 Minuten). In der freien Praxis muß mehr Zeit in Anamnese und Vorbereitung investiert werden.
- Behandlungseinheiten sind auf 50 Minuten begrenzt. In freier Praxis sind bis zu 90 Minuten möglich.
- Ist jemand auf Grund seiner Vorgeschichte zu instabil, ist von einer Behandlung mit EMDR im Rahmen des 3-4 wöchigen Aufenthaltes abzusehen.
Sexuelle Probleme seit der Herzerkrankung
Diese spielen bei Männern in der Regel eine größere Rolle.
Manchmal treten Erektionsstörungen schon vor der Herzerkrankung auf. Der Penis als Wünschelrute des Herzens kann Herz-Kreislaufprobleme schon vor einem Herzereignis anzeigen. Die Erektionsfähigkeit nimmt aber auch mit dem Alter ab. Mittel wie Viagra können da helfen und sind in der Regel unbedenklich. Diese Mittel wirken Gefäßerweiternd und dürfen aber nicht mit anderen gefäßerweiternden Mitteln zusammen genommen werden (z.B. dem Nitro-Spray). Ein zu starker Abfall des Blutdruckes kann da die Folge sein. Ihr Arzt weis da mehr.
Die Libido und die Sexualität leiden aber auch wenn die Psyche zu sehr mit dem Herzereignis oder der Herzerkrankung beschäftigt ist. So können Erektionsstörungen und Lustlosigkeit auch psychisch bedingt sein. Bei fehlender Lust hilft auch kein Potenzmittel.
Je besser Mann aber mit dem Thema Herz zurecht kommt, desto besser wird es auch wieder mit Lust und Sex funktionieren.