Fachartikel in Trauma & Gewalt: Nach dem Infarkt, Alexander Urtz

12.02.2015 18:03

Trauma & Gewalt ist das Organ der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie, Traumatherapie und Gewaltforschung

www.klett-cotta.de/zeitschrift/Trauma_Gewalt/7821

Im Artikel stelle ich das EMDR Protokoll vor, so wie ich es verwende, und eine ganze transkribierte Behandlung (weiter unten zum nachlesen).

Ich stelle Ihnen hier den ganzen Artikel zum download zur Verfügung: EMDR_urtz_aus_der_praxis.pdf (193,1 kB)

 

Alexander Urtz  

Nach dem Infarkt . Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen mit EMDR in Folge einer Herzerkrankung

Zusammenfassung:

Herzerkrankungen sind die Haupttodesursache in der westlichen Welt. In Deutschland werden pro Jahr über 2 800 000 Patienten wegen einer Herzerkrankung behandelt. 10 bis 30 % dieser Patienten mit einer Herzerkrankung entwickeln in der Folge eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Speziell monotraumatische Ereignisse, zu denen auch Herzerkrankungen zu zählen sind, können mit Eye Movement and Desensitization (EMDR) gut behandelt werden. Das Standard Protokoll des EMDR wurde den speziellen Bedürfnissen dieser Patientengruppe und dem stationären Setting einer Rehabilitationsklinik angepasst. In einer ausführlichen Falldarstellung wird die Arbeit mit dem ›EMDR Protokoll für Herz-Kreislauf Patienten im stationären Setting‹ veranschaulicht.

Summary:

Cardiovascular Diseases (CVD) are the main cause of death in the western world. In Germany more than 2 800 000 patients with CVD are getting medical treatement in hospital every year. 10 to 30 % of them are suffering from PTSD caused by CVD. PTSD caused by CVD could be considered mostly as a monotrauma or single-blow trauma. These are much easier to treat than multiple trauma or complex PTSD. EMDR is a special method for treating trauma. The standard protocol of EMDR has been adapted to the special needs of CVD patients in the stationary setting of a rehabilitation clinic. In a detailed case study the ›The EMDR protocol after traumatic cardiovascular diseases (CVD) for the stationary setting‹ is illustrated.

 

 

Herzinfarkt während der Autofahrt. EMDR-Behandlung nach 5 Jahren PTBS 

1. Anamnese und Behandlungsplanung

Der Patient erlitt 2008 einen Herzinfarkt. Es wurde eine Angiographie, eine Untersuchung der Herzkranzgefäße mit Hilfe eines Katheders gemacht, eine Engstelle in einem Herzkranzgefäß gedehnt und mit einem Stent stabilisiert. Im Arztbrief ist weiter zu lesen: Angststörung seit dem Myokardinfarkt, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, d. h. die Blutfettwerte sind zu hoch, Zustand nach Nikotinabusus und Unverträglichkeit einiger Medikamente, leider auch der blutfettsenkenden Medikamente. Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Rauchen sind Faktoren, die das Risiko eines Gefäßverschlusses erhöhen. Auf Grund der Vordiagnose Angststörung im Zusammenhang mit dem Infarkt war eine PTBS zu vermuten. Im Essener Trauma Inventar (ETI) ist mit 24 der Cut off Score 27 für eine PTBS nicht ganz erreicht. Sind die Kriterien einer PTBS nicht voll erfüllt, spricht Shapiro (2009) von einem small t-Trauma oder small t-Traumen, die jedoch ebenfalls behandlungswürdig sind. Der Patient berichtete im Erstgespräch von Angstzuständen, speziell der Angst zu ersticken und Albträumen. Beim Infarkt hatte er fürchterliche Atemnot und einen Druck auf der Brust, als stünde ein Elefant auf ihm. Bei Erinnerung an den Infarkt, welche unwillkürlich auftraten, hatte er starke körperliche Reaktionen wie Unruhe, Zittern, Herzrasen, Schwitzen und vor allem Atemnot. Nach dem Infarkt waren die Ängste so stark, dass er nicht alleine zu Hause bleiben konnte. Zur Senkung des Reinfarktrisikos hatte er schon vor der Rehabilitation aufgehört zu rauchen. 

2. Vorbereitung

 Die Möglichkeit einer Traumabehandlung mit EMDR wurde besprochen und der Patient wollte diese gerne versuchen. Er war mit einer Videoaufzeichnung einverstanden, wodurch die Phase 4 der Traumaverarbeitung genau dargestellt werden kann. 

3. Bewertung

Maximal belastend mit SUD = 10 ist ein Bild, wo er sich auf der Straße befindet, mit massiven Schmerzen in der Brust, Angst, Zittern und kaltem Schweiß am ganzen Körper. 

4. Desensibilisierung und Reprocessing Schon bei der Erwähnung der Erstickungsängste wird das Trauma getriggert. 

Patient (P): Es kommt schon wieder. Das ist mir auch beim Wandern passiert. Wenn ich bei der Brust was spüre, wird der Atem schneller. 

Autor (A): Sie haben immer wieder Flashbacks von dem Ereignis? 

P: Mh. (zustimmend) 

A: Auch Bilder, die sehr nah sind? Das letzte, das ich notiert habe, ist: Sie stehen auf der Straße. 

P: Ja, genau. 

A: Sie haben das während des Autofahrens gehabt? 

P: Ja, ich hab das während dem Autofahren gehabt. Ich hab vorher Fahrgäste aussteigen lassen. Es ist immer schlimmer geworden, da hab ich stehen bleiben müssen. Hab müssen erbrechen, wollte weiterfahren, dann ist es nicht mehr gegangen. 

A: Ja, okay, ja. (bestärkend) 

P: Der Druck ist immer größer geworden und die Machtlosigkeit, nix dagegen tun zu können. Luft zu holen. Hab gegen das Auto gedonnert, wollte »Hilfe« schreien, geht nicht (hier ist das Wiedererleben so real, dass er in die Gegenwart wechselt). Wieder ins Auto gesetzt, weiter gefahren, das nächste Spital war nicht weit weg. 

A: Sie sind noch selber weitergefahren? (ungläubig) 

P: Bin noch selber weitergefahren. In dem Zustand. 

A: In das nächste Spital? P: In das nächste Spital. 

A: Und Sie haben es noch selber in die Notaufnahme geschafft? 

P: Das habe ich noch geschafft, wollte noch den Unfallbericht ausfüllen, nicht mehr gegangen und hab die Tür aufgestoßen, hab nix mehr sagen können. 

A: Quasi in das Krankenhaus gefallen. 

P: Genau. Dann ist alles recht schnell gegangen. 

A: Sie waren wo, wo man Ihnen helfen konnte. 

A: Wir würden dort mit dem Prozessieren beginnen, wo Sie spüren, es stimmt etwas nicht. Sie waren Busfahrer? 

P: Taxilenker. Ganz zum Anfang. Es hat angefangen, schon bevor die Fahrgäste eingestiegen sind. Wie wenn man Rülpsen will und es geht nicht. A: So wie wenn Sie eine Luft drinnen hätten, einen Knödel? 

P: Genau. Ich hab das missachtet, weil das schon ein paarmal war und weggegangen ist. 

A: So wie ein Knödel hinterm Brustbein. 

P: Genau. 

A: Okay, gut. Beginnen wir dort. Sie beobachten das wie auf einem Bildschirm, betrachten das Bild und klopfen links und rechts. 

A: (Nach rund 30x klopfen) Können Sie sagen wie es im Moment gerade ist? 

P: Nicht gut. 

A: Nicht gut? Sagen Sie: Ich habe es überlebt. 

P: Ich habe es überlebt. 

A: Ich habe es überlebt. 

P: Ich habe es überlebt. (Längere Klopfphase: Patient macht einen sehr belasteten Eindruck) 

A: Machen wir eine Pause. Was ist jetzt im Moment? 

P: Keine Ahnung. (Weinen) 

A: Wie fühlt es sich an? 

P: Wie ein Kochtopf, der gleich explodiert. 

A: Okay. Wie ist der Satz: Ich habe es überlebt. Stimmt der? 

P: Ja und nein. 

A: Wie lange ist es jetzt her? (Einführen einer Zeitwahrnehmung) 

P: 5 Jahre. Es kommt so schubweise, nicht täglich. In Situationen, bei denen ich es mir nicht erklären kann. 

A: Auf einmal taucht dieses Kochtopfgefühl auf? 

P: Ja. 

A: Ich habe überlebt. Offensichtlich haben Sie überlebt! 

P: Ja, (Lachen) im richtigen Leben habe ich überlebt. 

A: Im richtigen Leben haben Sie überlebt. 

P: Ja. 

A: Ich habe überlebt und es ist 5 Jahre her. Würde das so stimmen? 

P: Mh. (zustimmend)

A: Wie ist es gerade im Moment?

 P: Einen Druck kriege ich da. (deutet auf die Brust) 

A: Wie ist es, wenn Sie sagen: Das habe ich überlebt? 

P: (Schulterzucken) Ja, ich habe es körperlich überlebt, aber anscheinend psychisch nicht. 

A: Sie haben es körperlich überlebt, aber psychisch hängt was fest. (Refraiming) 

P: Genau. 

A: Das ist das Typische für eine Traumatisierung, dass das Erlebte nicht ganzheitlich verarbeitet ist, sondern dass es fragmentiert abgespeichert ist und bestimmte Fragmente machen Probleme. Ihr Großhirn weiß dass Sie überlebt haben, aber tiefere Gehirnschichten haben immer noch das Gefühl, in der Todeszone zu sein, als ob sie noch in Gefahr wären. 

P. Mh. (zustimmend) Bei jedem Anfall ist die Angst dass das wieder von vorne losgeht, und dass es dann nicht gut ausgeht. 

A: Ja, natürlich kommt dann noch das Thema, was wird in Zukunft sein, aber um das kümmern wir uns, wenn Sie die Vergangenheit verarbeitet haben, dann machen wir einen Blick in die Zukunft. 

P: Mh. 

A: Kunststück ist, diese Anteile rauszuholen, die noch in Panik sind und denen zu sagen: Es ist vorbei. Es ist vorbei. Das, was vor 5 Jahren war, habe ich überlebt. 

P: Mh. 

A: Dass das, was das Großhirn schon weiß, dass das andere Gehirnschichten auch verstehen. Das ist das Ziel! (Dies ist ein Gehirnorganisches Erklärungsmodell, dass in der Regel gut angenommen wird. Ein Ego-State Modell würde auch gehen.) 

P: Mh. 

A: Wie ist es im Moment? 

P: Wie ein Knödel. 

A: Wie ein Knödel? Da oder da? 

P: (Zeigt auf Mitte der Brust) Es geht dann da so auf die Seite. Mit aller Gewalt versuche ich, die Atmung ruhig zu halten. 

A: Gut. Genau. Klopfen Sie und versuchen Sie einfach nur ruhig zu atmen. Beobachten Sie den Knödel. 

P: (klopft) 

A: Sagen sie einfach: Das war vor 5 Jahren. 

P: (klopft) 

A: Das war vor 5 Jahren und das habe ich überlebt 

P: Das war vor 5 Jahren und das habe ich überlebt. 

A: Es ist 5 Jahre her. 

P: Es ist 5 Jahre her. 

A: Seit 5 Jahren habe ich das überlebt 

P: Seit 5 Jahren habe ich das überlebt.     Jetzt geht das weg. 

A: Ist es jetzt besser? 

P: Mh (zustimmend) 

A: Gut. Sehr Gut. 

A: Das habe ich überlebt. 

P: Das habe ich überlebt. 

A: Und inzwischen ist das 5 Jahre her. 

P: Die Wiederholung ist ein Hammer (lächelt) Es ist 5 Jahre her. 

P: Jetzt wird es ganz ruhig, die Atmung. 

A: Ja, Ich hab es überlebt. 

P: Ich hab es überlebt. 

A: Okay, sehr gut, kleine Pause. Wie ist es gerade im Moment? 

P: Angenehm. (Der erste Durchgang war erfolgreich und hat zu einer emotionalen Entlastung geführt) 

A: Möchte Sie einen Schluck Wasser? 

P: Danke, geht schon. 

A: Okay, es lebt ein bisschen von der Wiederholung, 

P: (lacht) Ungewohnt ist es. 

A: Manchmal braucht es, bis sich bestimmte Informationen durchsetzen. 

P: Nicht nur das Überlebte. Sondern es ist auch, wie es sich nachher weiter entwickelt hat. Man ist nachher schon sehr alleine gewesen. Wie Lebenspartnerin arbeiten gegangen ist. Es war unmöglich, allein zu Haus zu sitzen. 

A: Sie waren da sehr allein damit. 

P: Ja. 

A: Bevor wir weitergehen, wenn Sie noch einmal zurückdenken an den Beginn, wie das losgegangen ist, wie Sie mit dem Taxi gefahren sind. Wie ist das jetzt? 

P: Nervös, weil ich das eigentlich nicht wahrhaben wollte. Nicht verstanden hab, was mit mir eigentlich vorgeht. Man sagt zu sich selber: Das gibt’s nicht. (Ein neuer Aspekt des Traumas taucht auf) 

A: Sie haben nicht gewusst, was da los ist. Sie haben es nicht verstanden. 

P: Hab am Anfang nichts verstanden. 

A: Und Sie sind nervös geworden. 

P: Genau, die Nervosität ist immer mehr gestiegen und am Schluss habe ich gesagt, nicht ich, das kann’s aber nicht sein. 

A: Okay, nicht ich, Sie wollten es nicht glauben. 

P: Nein. 

A: Bleiben Sie bei dem, wie Sie nervös geworden sind damals. Klopfen, beobachten, was da jetzt ist. 

P: Man hat eigentlich Angst, dass man umfliegt. 

A: Sie haben Angst gehabt, dass Sie umfallen. (Refraiming der Zeitwahrnehmung)

P: Dass ich das nicht mehr kontrollieren kann, nicht mehr irgendwo Hilfe holen kann. Ich war nicht fähig, das Handy zu bedienen. 

A: Sie haben am Handy nicht mehr wählen können, Autofahren ist gerade noch gegangen. 

P: Ja. Bin wie daneben gestanden. Kann das nicht erklären. (Klopft weiter) Ich wollte es bis zum Schluss nicht glauben. (Wahrscheinlich hat der Patient damals in der Situation dissoziiert) 

A: Sie wollten nicht glauben, was da gerade mit Ihnen passiert. 

P: Genau. Druck ist immer ärger, ärger, ärger. (Gegenwart) 

A.: Druck ist immer mehr geworden. (Wiederholung des Gesagten in der Vergangenheit) 

P: Aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft. (Patient verwendet jetzt auch die Vergangenheitsform!) 

A: Irgendwie haben Sie es geschafft, stimmt! 

P: Irgendwie, ja. 

A: Ich habe es geschafft. 

P: Ich habe es geschafft. 

P: Und noch immer hab ich noch nicht gewusst, was mit mir geschieht. (Rückfall in die Gegenwart) 

A: Ja, wo sind Sie gerade in der Erinnerung? 

P: Wie sie mich am Tisch hingeschmissen haben, 3 Leute. 

A: Im Krankenhaus? 

P: (Kopfnicken) Irgendwas habe ich gekriegt. Weiß nicht. Eine Spritze. Auf einmal war der ganze Druck weg. Noch immer habe ich es nicht geglaubt. 

A: Haben Sie geahnt, dass es etwas mit dem Herz sein könnte? 

P: Ich wollte es nicht glauben. 

A: Okay, Sie wollten es nicht glauben, aber Sie haben geahnt, dass es etwas mit dem Herz sein könnte.

P: Ja. (Kopfnicken) Dann ist alles relativ schnell gegangen, Rettung, anderes Spital, dann relativ alleingelassen. Ist das jetzt ein Herzinfarkt oder was ist das? 

A: Haben die noch nichts gesagt wegen Herzinfarkt? 

P: Angina-Pectoris-Verdacht (Beschwerden auf Grund verengter Herzkranzgefäße) 

A: Haben Sie verstanden, was das bedeutet? P: Habe es vermutet. Aber keine Ahnung, dass das tatsächlich mit dem Herz zu tun hat. Dann bin ich gelegen, am nächsten Tag unten. 

A: Das war schon im anderen Spital zur Angiographie. 

P: Zur Angiographie. Warten, Warten. Dann ist es relativ schnell gegangen. Am Computer, am Bildschirm was verschwommen mitbekommen. Dann war es vorbei. 

A: Sagen Sie noch einmal: Ich hab‹s überlebt. 

P: Ich hab’s überlebt. 

A: Dann war die Gefahr wirklich vorbei, oder? 

P: Ja, die Gefahr war vorbei, aber ich hab nicht gewusst, warum mein Körper nicht mehr gehen kann. (klopfen) 

A: Sie haben nach der Angiographie nicht gehen können? P: Wie ich aufstehen hab dürfen, hab ich nicht von da bis zum Fenster gehen können. 

A: Sie waren so schwach. 

P: Ja. (Kopfnicken) Da ist es mir bewusst geworden, . . . 

A: Dass das was Grobes war. 

P: Mh. (Kopfnicken) 

A: Da ist Ihnen bewusst geworden, dass das was Gefährliches war, aber da war die Gefahr schon vorbei. Die Gefahr war vorbei. 

P: Dann ist das Ganze wieder gekommen. Da fängt man zu denken an: Was wäre, wenn ich es nicht so gemacht hätte? Kommt das wieder? 

A: Ja. Ich möchte da jetzt noch nicht weitergehen in der Geschichte, sondern da noch stehen bleiben. Kleine Pause machen. Es war jetzt beim zweiten Mal weniger heftig. (»Ob das wieder kommt« , ist eine Auseinandersetzung mit der Zukunft, welche ich mir für später aufheben wollte.) 

P: Mh. 

A: Wir haben es bis zum Ende der eigentlichen Gefahr durchgemacht. Bis nach dem Stent. Ende der Gefahrenzone. Erster Teil der Geschichte. Wie fühlen Sie sich im Moment? 

P: Ja, es geht. Bisserl aufgewühlt. 

A: Wie gesagt, die Sache lebt von den Wiederholungen. Ich möchte das mit Ihnen noch ein drittes Mal durchgehen. Möchte schauen, was da ist, wenn wir noch ein drittes Mal an den Beginn denken. Wie ist das jetzt? 

P: Genauso wie vorher. Es ist die Unruhe. 

A: Bleiben Sie bei der Unruhe und klopfen Sie. 

P: Jetzt geht sie wieder weg. 

A: Wie ist es jetzt? 

P: Ruhiger. 

A: Sagen Sie einfach noch einmal: Das habe ich überlebt. 

P: Das habe ich überlebt. 

A: Ich habe es geschafft. 

P: Ich habe es geschafft. 

A: Inzwischen ist es 5 Jahre her. 

P: Inzwischen ist es 5 Jahre her. 

A: Okay, sehr gut. 

A: Gehen Sie noch einmal an den Anfang. Was ist da jetzt? 

P: Jetzt momentan nix. 

A: Jetzt momentan nix, gut. 

P: Ich kann nicht so richtig an den Anfang zurückgehen.

A: Macht nix, wenn Sie nicht so ganz zurückgehen können, sagen Sie einfach: Ich hab es überlebt. 

P: Ich hab’s überlebt. 

A: Ich habe es geschafft und inzwischen ist es 5 Jahre her. P: Ich habe es geschafft und inzwischen ist es 5 Jahre her. 

A: Okay, gut. Wie ist es jetzt im Moment? 

P: Ruhig. 

A: Wenn Sie die Geschichte von Beginn bis Ende der Gefahrenzone so betrachten, wie ist das jetzt? 

P: Kann es nicht so betrachten. Sehe das so von der Weite. Kann es schwer erklären. 

A: Ist es weggerückt? (Wenn sich das Ereignis distanziert, ist das ein gutes Zeichen für die Verarbeitung) 

P: Ja, es ist weggerückt. Es ist nicht so wie am Beginn, wo es ganz nah und bildlich war. So als ob ich daneben stehe. Jetzt ist es weiter weg. 

A: Es ist weiter weg. Es haben sich 5 Jahre dazwischengeschoben. 

P: (Kopfnicken) Es sind noch einige Sachen danach dazugekommen. 

5. Verankerung 

A: Das machen wir später. Ich möchte nicht zu früh weitergehen. Wir haben diesen ersten Teil. Es ist wie ein Paket. Ein Paket mit einem Film drin. Eine Episode aus Ihrem Leben. Auf diesem Paket stehen 3 Sätze, nämlich: Ich hab es überlebt. Ich hab es geschafft. Es ist 5 Jahre her. Das ist die Beschriftung. Ich hab hier eine positive Einschätzungsskala. Bewerten Sie, wie diese 3 Sätze gut auf dieses Paket passen? 1 bedeutet »gar nicht« , 7 bedeutet »sehr gut« . Wie würden Sie das einschätzen? 

P: (zeigt auf 7) 

A: Sehr Gut. 

P: (Nicken) 

A: Ich möchte heute nicht ein neues Packet öffnen. 

P: (Lacht) 

A: Sie haben ein Paket sehr gut gemacht. Sehr gut. Für die weitere Geschichte machen wir uns einen weiteren Termin. Okay? 

P: Gut. 

 

6. Körpertest und 7. Abschluss

 Auf einen eigenen Körpertest habe ich verzichtet. Die Stunde war zu Ende. Außerdem war bei der dritten Wiederholung die körperliche Unruhe das Hauptthema. Diese löste sich schnell auf und die körperliche Entspannung war deutlich wahrnehmbar. Die positiven Überzeugungen haben sich mit maximal 7 sehr gut etabliert. Dies war somit ein guter Zeitpunkt, die Behandlung zu beenden. 

8. Nachbesprechung (Re-Evaluation)

 In der nächsten Stunde tritt bei der Erinnerung an den Infarkt keine Belastung mehr auf. Weiterführende Themen waren die Angst vor einem weiteren Infarkt, wozu wir noch eine EMDR-Behandlung machten. Die Behandlung klang in einem Gespräch über andere private Themen aus. Am Ende des Rehabilitationsaufenthaltes hat sich die Belastung im ETI von 24 aus 3 reduziert. Drei Monate später erreichte ich den Patienten telefonisch in der Arbeit. Auf die Frage, wie es ihm gehe antwortet er: »Die Attacken sind nicht mehr gekommen.«